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Kapitel 4
Was die Kamera zeigt
gesprochenem Text einen Hinweis geben. Viel wirkungsvoller ist das Erschei
nen des stolzen Kapitäns auf dem Deck seines Bootes. Sofort lässt sich die
Größe des Bootes abschätzen und löst bei den Zuschauern ein erstauntes
»Ohhh« oder »Na ja« aus. Selbst wenn unsere Zuschauer ihre Gedanken
nicht lautstark äußern, in ihren Köpfen wird das Gezeigte zu einer kleinen
Geschichte vervollständigt:
ƒ »Man, der jammert immer herum und kann sich so ein riesiges Schiff leis
ten.«
ƒ »Na ja, kein Wunder, bei den Preisen in seiner Firma kann er sich so einen
riesigen Kahn auch leisten.«
ƒ »Okay, er ist mit dem neuen Boot auf dem Boden geblieben, war er ja im
mer. Keine Protzkiste, eigentlich ziemlich normal.«
ƒ »Das wird ziemlich eng auf dem Boot, die Familie mit drei Kindern. Aber er
ist halt ein begeisterter Segler.«
Die Gedanken im Kopf unserer Zuschauer lassen sich nicht bis ins letzte
Detail voraussagen. Dem Kopfkino eine bestimmte Richtung zu geben, das
können wir aber schon mit dem, was die Kamera zeigt.
Halbtotale
Mit der Einstellung Halbtotale kommen wir der »Sache« etwas näher. Die Ka
mera rückt an das Geschehen heran. Anders als bei einer Totale sind Person
oder Gegenstand in ihrer bzw. seiner Umgebung deutlicher erkennbar.
Abb. 4.4: Halbtotale – Männerchor, Konzert, Publikum – der Video-Zuschauer ein Teil davon